Abstract
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie eine Bewertung der Mobilitätsqualität angewendet
werden kann, um nachhaltige Mobilität zu fördern. Ausgangsbasis ist ein Forschungsprojekt,
welches die Mobilitätsqualität bestimmter Standorte zielgruppenspezifisch bewertet.
Im ersten theoriegeleiteten Teil ist gesammeltes Wissen zu Mobilität und Mobilitätsverhalten dargelegt.
Mobilitätsverhalten ist geprägt durch nachfrageseitige (subjektiv-sozial) und angebotsseitige
(physisch-strukturell) Einflussfaktoren. Standortentscheidungen und die Wohnmobilität sind entscheidender
Faktor der langfristigen Alltagsmobilität, und wichtiger Ansatz der Anwendung. Handlungstheoretische
Ansätze zeigen, dass auch Einstellung, soziale Normen und kulturelle Werte für das
Mobilitätsverhalten entscheidend sind. Informationen der Standortbewertung müssen über den
Wissensaufbau hinausgehen. Dies gelingt, wenn Interventionen mit Hilfe der Bewertung der Mobilitätsqualität
vom System- zum Handlungswissen leiten, und zu neuen Routinen beitragen. Entscheidungen
die langfristige Mobilitätsqualität betreffen sind komplex, und von vielen Abwägungen abhängig.
Es wird oft auf bewährte weniger rationale Handlungsmuster zurückgegriffen. Eine Information
zur Mobilitätsqualität kann intuitiv Bekanntes vergleichbar machen. Wichtig ist das Verständnis
zu Motiven und Bedürfnissen der Akteure, um dies in der Anwendung berücksichtigen zu können.
Interventionsansätze wie Beratung und soziales Marketing wurden angeführt, und sind insbesondere
bei Umbrüchen in den Mobilitätsbiographien verfolgenswert.
Die empirische Analyse zu den Möglichkeiten des Einsatzes der Standortbewertung besteht aus der
Recherche von relevanten Case-Studies in den Anwendungsfeldern und 17 Experteninterviews. Die
Case-Studies zeigten eine Reihe von bestehenden Anwendungen mit Mobilitäts- und Standortinformationen,
auch als Onlinetools. Aber auch verschiedene Ansätze im Mobilitätsmanagement ("Verkehrsnachfragemanagement")
wie Beratungs-, Kooperations- oder Steuerungsmaßnahmen bergen
Anwendungspotentiale. Die Interviews haben vor allem Potentiale in der Bewusstseinsbildung und
der Unterstützung für Privatpersonen und private Haushalte offengelegt. Die Verschneidung der
Bewertungsergebnisse mit subjektiven Präferenzen, Lebensstilen oder realitätsnahen Szenarien ist
für die erfolgreiche Anwendung entscheidend. Die Verknüpfung mit bestehenden Anwendungen und
die Zusammenarbeit mit Umsetzungspartner waren praxisnahe Hinweise. Der Vergleich der Möglichkeiten
je Verkehrsmittel, und speziell umfassendere Informationen zu Rad- und Fußverkehrserreichbarkeiten,
bieten Innovationspotential. Risiken bestehen einerseits in der generellen Umsetzung, da
komplementäre Standortfaktoren Mobilitätsqualität übertrumpfen oder die Möglichkeiten im Verkehrs-
und Siedlungssystem beschränkt sind. Anwendungsrisiken liegen in der Verstärkung von Spekulation
und Preisanstieg im Immobiliensektor, oder in der weiteren Verschärfung räumlicher Disparitäten.
Diese Erkenntnisse münden in die Konzeption von 8 möglichen Anwendungsvarianten, die teilweise
auf einander aufbauen. Die Varianten reichen vom schnellen Standortüberblick in Form eines Onlinetools
oder Zertifikat, zu komplexeren Umgebungsanalysen für private und professionelle Akteure, bis
hin zur Unterstützung bei Planungsverfahren und politischen Instrumenten, sowie der politischen
und gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung.
Originalsprache | Deutsch |
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Gradverleihende Hochschule |
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Betreuer/-in / Berater/-in |
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Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2012 |
Research Field
- Ehemaliges Research Field - Mobility Systems