IndustRiES - Energieinfrastruktur für 100% Erneuerbare Energie in der Industrie

Sophie Beatrice Knöttner (Redakteur:in), Christian Diendorfer (Redakteur:in), Gerwin Drexler-Schmid (Redakteur:in), Roman Geyer (Redakteur:in)

Publikation: Bücher und BerichteBericht

Abstract

Bezugnehmen auf die Klima- und Energiestrategie der österreichischen Bundesregierung (#mission2030), untersucht die vorliegende Studie, wie der österreichische Industriesektor zu 100 % mit erneuerbarer Energie versorgt werden kann. Die durchgeführte Auswertung basiert auf statistische Daten über den österreichischen Industriesektor die nach Industriesparten, eingesetzten Energieträgern und Nutzungskategorien in der Granularität der Bundensländerstruktur analysiert wurden. Zusätzlich flossen Studien, sowie Inputs von Unternehmen und Branchenvertretern, insbesondere bei der Analyse von Industrie-Prozessen, in die Untersuchung ein. Der Endenergiebedarf der österr. Industrie betrug im Jahr 2017 94 TWh. Für das Jahr 2030 werden anhand der drei definierten Szenarien "Basis", "Effizienz" und "Umbruch" mögliche Wege aufgezeigt, wie die Industrie mit erneuerbaren Energieträgern versorgt werden kann. Die Ergebnisse zeigen eine Bandbreite des Endenergieverbrauchs von 82 TWh (Effizienz) bis 108 TWh (Umbruch) auf. Die Ergebnisse zeigen, dass mit den in Österreich zur Verfügung stehenden Potenzialen an erneuerbaren Energien in allen Szenarien der industrielle Endenergieverbrauch zwar bilanziell gedeckt werden könnte - die Potenziale von 231 TWh reichen aber nicht aus, um den gesamten Endenergiebedarf (unter Einbeziehung der Sektoren Verkehr, öffentliche und private Dienstleistungen, private Haushalte und Landwirtschaft) decken zu können. Es ergibt sich eine Deckungslücke, die je nach Szenario in der Höhe von 71 TWh - 97 TWh beträgt. Diese Unterdeckung muss auch im Jahr 2030 durch Importe gedeckt werden. Die Elektrifizierung des Energiesystems durch sukzessive Substitution vornehmlich fossiler Energieträger in den Bereichen Industrie, Wärme/Kälte, Verkehr auf Basis erneuerbaren Stroms wird bei der Dekarbonisierung eine Schlüsselrolle spielen. Dies spiegelt sich auch in den Studienergebnissen wider. Die Szenarien zeigen, dass elektrische Energie der bedeutendste Energieträger ist, um die österreichische Industrie mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Die Szenarienergebnisse weisen eine Bandbreite des elektrischen Energiebedarfs zwischen 32 TWh (Effizienz) und 68 TWh (Umbruch) auf. Damit steigt im Umbruch-Szenario die Stromnachfrage der Industrie um mehr als das Doppelte gegenüber dem Status quo (30 TWh). Sowohl die Erzeugung als auch der Verbrauch wurden auf Stundenbasis ausgewertet und miteinander verglichen. Durch diese Granularität können Aussagen über minimale und maximale Leistungsbedarfe sowie Unter- und Überdeckungen und in weiterer Folge zu möglichen Speicherbzw. Importbedarfen getätigt werden. Für elektrische Energie resultiert je nach Szenario eine Unterdeckung zwischen 1,9 TWh (Effizienz) und 7,1 TWh (Umbruch) für Gesamtösterreich. D.h. dieser Bedarf kann nicht direkt mit den vorhandenen Erneuerbaren Potenzialen gedeckt werden. Des Weiteren erhöht sich die berechnete Höchstlast der Industrie im Umbruch-Szenario mit 14,6 GW um mehr als das doppelte gegenüber dem Status quo (6,3 GW). Im Vergleich dazu lag die Höchstlast im Jänner 2017im öffentlichen Stromnetz in Österreich bei 10,6 GW. Daraus resultiert, dass die berechnete Höchstlast der Industrie im Umbruch-Szenario um 38 % höher ist, als die derzeitige Gesamt-Höchstlast im öffentlichen Stromnetz. Die stärksten Strombedarfsänderungen ergeben sich für die Bundesländer Oberösterreich und Steiermark, bedingt durch die Umstellung des Hochofenprozesses auf Direktreduktion mit Wasserstoff in der Eisen- und Stahlerzeugung. Vor allem in Oberösterreich macht sich diese Umstellung deutlich bemerkbar. So steigt der elektrische Energiebedarf deutlich von 9,1 TWh (Status quo) auf 37,2 TWh (Umbruch) an. Die ermittelte Höchstlast steigt um das Vierfache von 1.934 MW auf 7.697 MW an. Die auftretende Höchstlast an elektrischer Energie in Oberösterreich, speziell im Raum Linz, beträgt somit etwas mehr als die Hälfte der berechneten gesamten industriellen Höchstlast.
OriginalspracheDeutsch
Seitenumfang219
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2019

Research Field

  • Efficiency in Industrial Processes and Systems

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