Innovationsdeterminanten in der Pharmaindustrie am Beispiel Japans

Jörg Mahlich

    Publikation: Bücher und BerichteBuch

    Abstract

    Die pharmazeutische Industrie ist neben der Luft- und Raumfahrttechnik, Elektrotechnik und Computerindustrie eine der von der OECD deklarierten technologieintensiven Branchen (OECD 1994) und stellt Produkte mit erheblicher ökonomischer und sozialer Tragweite her. Pharmazeutische Innovationen tragen signifikant zu einer Verlängerung der Lebenserwartung bei (Frech und Miller 1997), und Lichtenberg (1998) schätzt für die USA, dass ein 10%iger Anstieg von erhältlichen, neuen Medikamente die Mortalität um 5% senkt . Im Durchschnitt hat jedes neue Medikament, das im Zeitraum 1970-1991 zugelassen wurde, allein in den USA 11.200 Lebensjahre pro Jahr gerettet. Wird der ökonomische Wert eines Lebensjahres mit 25.000 $ beziffert, so ergibt sich daraus ein sozialer Bruttoertrag von jährlich 280 Mio. $. Weiterhin sind Medikamente billige Substitute für chirurgische Eingriffe, was deren sozialen Wert weiter erhöht. So können heutzutage Magengeschwüre medikamentös geheilt werden, während noch in den 70er Jahren für den Patienten schmerzhafte und teure Operationen erforderlich waren. Üblicherweise wird zwischen verschreibungsfreien (OTC) und verschreibungspflichtigen Medikamenten (Rx) unterschieden. In dieser Arbeit soll lediglich der Markt für verschreibungspflichtige Medikamente betrachtet werden, der durch einen Innovationswettbewerb gekennzeichnet ist, bei dem nicht in erster Linie Preise, sondern Produkteigenschaften wie Wirksamkeit und Nebenwirkungen den Erfolg eines Medikamentes bestimmen. Der Pharmamarkt zeichnet sich weiterhin durch eine starke Segmentierung aus. Während die globalen Marktanteile selbst der größten Firmen weniger als 5% betragen, so sind einzelne Teilmärkte eher monopolistisch und werden von wenigen patentierten Produkten dominiert. Oftmals ist eine Firma von einer kleinen Anzahl von gutgehenden Medikamenten abhängig. So erwirtschaftete 1997 die weltweit zweitgrößte Firma Glaxo-Wellcome rund die Hälfte ihres Umsatzes mit dem H2 Blocker "Zantac", dessen Patent im Juli 1997 ausgelaufen ist. Nach Auslaufen des Patentschutzes ist der Wettbewerb durch den Markteintritt von Generika geprägt, die lediglich patentfreie Medikamente nachahmen und ohne substantielle Forschungsinvestitionen entwickelt werden. Ein weiteres Merkmal der Pharmafirmen sind hohe Ausgaben für Forschung- und Entwicklung, aber auch für Werbung. Die Branche ist darüber hinaus sehr stark reguliert, wobei sich die Auflagen auf die Zulassung, die Herstellung und die Vermarktung von Medikamenten beziehen. Grundsätzlich anders in diesem Markt ist auch die Stellung des Konsumenten. Nicht er, sondern der Arzt entscheidet im Rahmen einer Therapie über das geeignete Medikament. Durch die Versicherungspflicht in den meisten Ländern ist der Patient nur mittelbar an den Kosten beteiligt, weshalb der Preis keine für den Kauf entscheidende Variable darstellt. Motivation für diese Arbeit war die Beobachtung, dass japanische Firmen im weltweiten Pharmageschäft nur eine untergeordnete Rolle spielen, während sie in den meisten anderen Hightech Bereichen ernstzunehmende Konkurrenten der amerikanischen und europäischen Unternehmen darstellen. Als Hauptursache der schwachen Marktstellung gilt die fehlende Innovationsfähigkeit japanischer Firmen, die es bisher nicht geschafft haben, wirklich neue Therapien zu entwickeln. Diese Arbeit soll einige mögliche Ursachen für dieses Phänomen aufzeigen. Das Problem wird dabei im Folgenden von mehreren Seiten angegangen werden: Ein erster Teil gibt einen detaillierten Überblick über die Besonderheiten des Pharmamarktes, von dem Temin (1979) sagt: "The market for pharmaceuticals is one of the most difficult markets for economists to understand". Der zweite Teil diskutiert Determinanten von Innovationen im Allgemeinen und von Pharmafirmen im besonderen. Der dritte Teil beschreibt die spezifische Situation in Japan und beleuchtet das japanische Innovationssystem. Im letzten, empirischen Teil schließlich werden Daten zum Innovationsverhalten von weltweit über 400 Pharmafirmen ausgewertet und auf regionale Unterschiede hin analysiert.
    OriginalspracheDeutsch
    Seitenumfang335
    PublikationsstatusVeröffentlicht - 2001

    Research Field

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